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Jenseits des Himalaya - Kapitel 1 (Leseprobe 01 von 11)


GEBOREN und aufgewachsen bin ich in den schottischen Highlands. Ich erinnere mich, dass ich bereits als Junge im Alter von sieben Jahren viele übersinnliche Erfahrungen machte.

Die unsichtbare Welt, von der uns nur ein Schleier trennt, war für mich so klar wie die physische Welt, denn mir war diese Gabe angeboren, wenn man es eine Gabe nennen kann, weil ich mir sicher bin, dass alle sie besitzen, wenngleich sie es nicht wissen.

Ich wollte einige jener Erfahrungen und was ich wusste meinen Eltern berichten, doch sie bestärkten mich nicht darin – für den Geschmack der meisten Menschen war ich zu präzise in meinen Angaben!

Als ich noch recht jung war und zur Schule ging, gelangten einige Bücher in meinen Besitz, doch bis heute weiß ich nicht wie das geschah. Es waren Bücher des Ur-Yoga und Sie mögen es vielleicht seltsam finden, aber ich schien es zu können und mit einer Klarheit zu verstehen, die meine Eltern verblüffte.

Murdo MacDonald-Bayne: Jenseits des Himalaya

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3. Auflage April 2014, Softcover, A5, 212 Seiten, ISBN 978-3-943313-88-8

Murdo MacDonald-Bayne: Jenseits des Himalaya

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Dennoch gab es etwas, was mir diese Bücher nicht sagen konnten. Ich konnte nicht erklären, was es war. Aber ich denke jetzt im Rückblick, dass ich geahnt haben muss, was es war. In jedem Falle vermittelten mir diese Bücher nur eine Idee, aber eine Idee ist nicht die Sache selbst, was ich inzwischen vollkommen begriffen habe.

Das Wort „Leben“ bzw. die Idee vom Leben ist nicht das Leben; auch ist das Wort „Gott“ nicht Gott. Jeder Prediger und Lehrer versucht Ihnen zu sagen, was das Leben ist, doch können sie Ihnen nur eine Idee von ihm vermitteln, aber jene ist nicht das Leben. Weil wir so viele verschiedene Ideen hegen, herrschen in unserer heutigen Welt so viele Abschottungen und Konflikte, sei es in der Religion, in Gruppen oder in Nationalitäten.


Ich war ungefähr sieben Jahre alt, als ich das Gesicht des Meisters Jesus im Fenster meines Zimmers sah. Es war kein Trugbild aus einem Buch oder von einer anderen Darstellung, das sich vielleicht dort spiegelte, sondern ein mit Leben beseeltes, lebendiges Gesicht. Es war am Leben und geradeso lebendig wie Sie und ich.

Dieser Eindruck warf mich um und man verordnete mir eine Bettruhe, während der ich von einer Rum-Milch-Mixtur mit einem aufgeschlagenen Ei darin lebte. Das war meine einzige Nahrung. Der Arzt sagte, mein Herz hätte sich fünf Zentimeter von seinem Platz verschoben. Diese Bett-Sache langweilte mich zu Tränen, als ich eines Morgens eine Stimme hörte, die sagte: „Steh’ auf! Geh’ hinaus, laufe und springe!“ Das tat ich und war von jenem Moment an wohlauf. Das überzeugte mich mehr denn je, dass es keinen Tod gab, dass andere neben denen im Körper am Leben waren, und ich war fest entschlossen mehr darüber zu erfahren. Die Ärzte waren erstaunt, dass ich von eben jenem Moment an einhundertprozentig fit war.

Hernach fand ich heraus, dass ich aus großer Höhe tief hinabspringen und mich dabei nahezu inmitten der Luft derart halten konnte, dass es mir gelang, sanft auf meinen Zehen zu landen. Ich hatte davon in meinen geschätzten Yogabüchern gelesen, wenn ich auch die Bedeutung all dessen noch nicht verstehen konnte.

Ich hatte gelesen, dass Yogis frei schweben konnten und muss ohne Kenntnis der angewandten Methode etwas Ähnliches gemacht haben.

Die vielen Dinge, die ich furchtlos tat, bescherten meinen Eltern viele ängstliche Momente. Zwar wussten sie, dass ich mich von den anderen Kindern unterschied, dennoch blieb ihre Sorge um mich bestehen, und ich war mir dieser Tatsache sehr bewusst.

Besonders gefielen mir die Winternächte. Für gewöhnlich saß ich in unserem Stammhaus am großen Holzfeuer, wobei ich stets den rechten Fuß auf das Schutzgeländer der Feuerstelle stützte, derweil meine Jacke hinter mir über die Stuhllehne hing. Bis zum Alter von fünfzehn Jahren trug ich in meinen Kinder- und Jugendtagen von früh bis spät die schottische Nationaltracht, den komfortablen Kilt, den ich ebenso bei den Highlandgames trug, an denen ich teilnahm, wann immer sich mir die Möglichkeit dazu bot.

Über dem Kaminsims hing das große Zweihandschwert, mit dem meine Vorväter in vielen Schlachten gekämpft hatten, einschließlich der Schlacht von Culloden Moor.

Rechts und links des Kaminsimses hingen Schwerter und Pistolen, die der MacDonald-Clan bei seinen Angriffen auf die Lowlands und über die englische Grenze hinaus getragen hatte.

Aufmerksam lauschte ich den Geschichten, die mein Vater über die Abenteuer des MacDonald-Clans erzählte. Außerdem berichtete er von seinen eigenen Abenteuern, weil er viele fremde Länder bereist hatte, und wir hörten diese Geschichten wieder und wieder. Ich wurde ihrer nie müde und sie nährten in mir jenes mit meiner Sehnsucht nach Wissen gepaarte Reisefieber, das mich hernach in so viele Ecken der Welt führen sollte. Während ich älter wurde, wuchs diese Leidenschaft immer stärker in mir. Ich begann meine Flügel auszubreiten, um Flüge in fremde Länder zu unternehmen. [...]