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Jenseits des Himalaya - Kapitel 1 (Leseprobe 06 von 11)


Auf diese Weise begann eine weitere Etappe meiner Reise. Die Fahrt führte unter Viadukte hindurch und wir fuhren vollständig im Kreise, Schleife um Schleife überquerten wir jeweils das Viadukt, auf dem wir eine halbe Stunde zuvor gefahren waren, und stets kroch diese Bahn höher und höher den Berg hinauf. In Serpentinen und Schleifen ging es beständig vorwärts, bis wir eine Höhe von ungefähr 1500 Metern erreicht hatten und in einem Ort namens Gillikola hielten, wo ich ausstieg.

Murdo MacDonald-Bayne: Jenseits des Himalaya

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3. Auflage April 2014, Softcover, A5, 212 Seiten, ISBN 978-3-943313-88-8

Murdo MacDonald-Bayne: Jenseits des Himalaya

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Der Zug fährt weiter bis zum Fuße des großartigen Himalayagebirges nach Darjeeling, der wichtigsten Stadt Nepals.

Auf dem Bahnsteig erwarteten uns ein paar stämmige kleine Bergfrauen, die nicht größer als 1,20 m waren. Jede trug einen an ihrem Kopf befestigten Gurt, der ihr über die Schultern und den Rücken hinunterhing. Unverzüglich gingen sie auf das Gepäck zu, legten den hängenden Gurt unter die schweren Koffer und hoben diese hoch als seien sie einfach bloß Streichholzschachteln.

Ich war über ihre Kraft erstaunt, aber ich fand dann heraus, dass es einen Kniff gab; die Zugkraft verteilte sich über den Vorderkopf und die Schultern nach hinten. Man erzählte mir, dass eine dieser Frauen den ganzen Weg von Kalimpong bis nach Darjeeling, eine Strecke von knapp fünfzig Kilometern, ein Piano getragen habe.


Ich bestieg den Wagen, den ich nach Gillikola bestellt hatte und wir fuhren los, noch immer ging es in Serpentinen den Berg hinauf, bis wir Kalimpong erreichten. Diese Stadt im Himalaya ist der Aufbruchsort zur Handelsstrecke zwischen Indien, Sikkim und Tibet. Von hier aus wird alles über Wege und Pfade getragen, die schmal und oft genug nicht breiter als einen halben Meter sind.

In Kalimpong fand ich einen zusammengewürfelten Haufen an Leuten vor, Inder, Tibeter, Sikkimesen, Nepalesen, Bhutaner und ein paar Weiße, die ihren Urlaub abseits der Hitze und der Feuchtigkeit Kalkuttas in den Bergen verbrachten.

Die Bergstaaten Nepal, Sikkim und Bhutan trennen Tibet von Indien. Daher wird Kalimpong zu einer sogar wichtigeren Stadt als Darjeeling, vor allem weil die Handelsroute hier beginnt.

Hier stellte ich meine Karawane zusammen, die aus einem Übersetzer, einem persönlichen Träger und einem Leibwächter bestand, der sich mit umherziehenden Wegelagerern auskannte. Ich mietete je ein tibetisches Pony für mich, meinen Übersetzer, meinen Leibwächter und für meinen indischen Träger, dazu zwei Maultiere für das Gepäck und drei Träger.

Alle ein- und ausgehenden Güter Tibets werden auf den Rücken von Eseln, Maultieren oder Trägern transportiert. Von Kalimpong aus werden sie auf der Straße und per Zug nach Kalkutta geschafft und von dort zu anderen Bestimmungsorten. Der Tee aus Darjeeling wird mit der Bergeisenbahn nach Siliguri und später von dort mit der Eisenbahn nach Kalkutta geschafft, von wo er in alle Welt verschifft wird. [...] mehr [Link]