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Jenseits des Himalaya - Kapitel 1 (Leseprobe 09 von 11)


„Ja“, fuhr er fort, „in der Freiheit allein liegt wahre Schaffenskraft und der Geist muss frei aller Glaubensvorstellungen, Systeme und Disziplinen sein, frei aller Art von Konditionierung. Dann kannst du durch deine eigene Schaffenskraft wirken und nicht durch den Glauben oder die Idee eines anderen, was dich nur zum Nachahmer macht. Indem du des ganzen Prozesses des Denkens gewahr bist, wirst du dich kennenlernen, und das führt zur Freiheit. Wenn du bloß einen Glauben oder eine Idee hast, kannst du nie wissen, was jenseits dessen ist, aber wenn du weißt, was ein Glaube, was eine Idee ist, kannst du darüber hinaus gelangen, und dort wirst du das finden, was wirklich ist, was keine Idee und kein Glaube ist, sondern eine Lebendigkeit, die ewig und allgegenwärtig ist."

 

 

Ja, mein Denken klärte sich. Ich wurde meine Ideen, meine Glaubensvorstellungen, meine Philosophien los. Es fand eine Reinigung statt, und ich wusste es. Ich dachte gerade darüber nach, wie ich meine Dankbarkeit zeigen könnte, als er folgende Worte äußerte:

„Die Dankbarkeit entspringt dem Glauben an eine Trennung zwischen dir und der Wirklichkeit, aber es gibt keine Trennung. Sie ist bloß die Illusion des Denkens, das in der Trennung gefangen ist, in Glaubensvorstellungen, in Ideen und Ähnlichem.“

Dann sagte er: „Ich habe dich in einer Ecke meditierend sitzen sehen, wo du versuchtest, unter Ausschluss aller anderen Dinge dein Denken auf ein Bild oder eine Idee zu fokussieren, aber du warst in dieser Art nie erfolgreich. War es nicht so, dass andere Gedanken in dir aufstiegen und einen Konflikt verursachten? Es kann niemals eine Ruhe inmitten eines Konfliktes geben. Der Konflikt muss enden, bevor die Ruhe herrscht. Die Ruhe entsteht niemals aus dem Konflikt. Nur wenn du ihn verstehst, verschwindet er. Die Ruhe ist der natürliche Zustand des konfliktfreien Denkens!

Ist es nicht so“, fuhr er fort, „dass du sehr viel Zeit und Energie in diesen aufwendigen Kampf des Konfliktes gesteckt und am Ende nichts gewonnen hattest? Du produziertest gedankliche Bilder, aber die waren Illusionen, keine Meditation, die zur Freiheit und zur Entdeckung dessen führt, was über das Denken hinaus geht, was allein schöpferisch ist.“

„Oh!“, dachte ich; ich holte tief Luft, ich fühlte die Freiheit, nach der ich gesucht hatte und seine Worte klangen mir wieder im Ohr: „Es macht nicht viel aus, ob es wahr ist oder nicht.“ Ich hatte versucht, aus einer Idee die Wahrheit zu machen, die Wirklichkeit aus einer Idee zu bilden, und es hatte nicht gelingen können.

Dann sagte er: „Die Wirklichkeit wird nicht im Denken erzeugt. Die Wirklichkeit ist. Du machst sie nicht, sie gelangt ins Sein, wenn dein Denken befreit ist, und nicht vorher. Dann wirst du wissen, dass du die Wahrheit bist, dass du das Leben selbst bist.“ [...] (mehr)