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Frau Flora Chisholm … Weltreisende


"Mrs. Flora Chisholm … World Traveller." Quelle/Source: National Library of Australia
"Mrs. Flora Chisholm … World Traveller." Quelle/Source: National Library of Australia

Auf den Tag genau vor 83 Jahren, am 4. September 1941, veröffentlicht die Zeitung "Western Mail” aus Perth, Australien, auf Seite 3 in der Rubrik "A Woman Views the News By ATHENA" (Nachrichten aus Sicht einer Frau - von ATHENA) einen Artikel mit dem Titel "Mrs. Flora Chisholm … World Traveller" (Frau Flora Chisholm … Weltreisende). Dieser Artikel von ATHENA liest sich in deutscher Übersetzung wie folgt:

IHR Koffer fiel mir sofort ins Auge. Er war schlichtweg herrlich! Mein Reisefieber, das so lange in mir geschlummert hatte, wurde durch die verwirrende und absolut faszinierende Vielfalt der Etiketten, die auf dem Koffer prangten, geweckt. Kein einziger Zentimeter war mehr frei ... China, Japan, Shanghai, Saigon, Kanada, Frankreich, London, Afrika, Amerika, Mexiko - es fiel mir schwer, alles auf einmal zu erfassen. Ja, da prangte sogar ein fröhliches und knalliges Etikett aus dem Death Valley.

Nachdem ich mich ein paar Minuten lang mit der Besitzerin des Koffers, Frau Flora Chisholm, unterhalten hatte, stellte ich fest, dass es eine noch interessantere Seite ihrer Reisen gab, die nicht auf dem Koffer zu sehen war.

Ich erfuhr, dass sie eine der wenigen Frauen auf der Welt war, welche diese Welt an ihrem einsamsten und abgelegensten Ort gesehen hatte. Beispielsweise hatte sie sieben Monate lang in einem winzigen Haus in Kalingpong [Anm.: Kalimpong] an der indisch-tibetischen Grenze verbracht, während ihr Bruder, Dr. Murdo MacDonald-Bayne, eine Reise ins Herz von Tibet unternahm.

Sie hatte Afrika von oben bis unten bereist - sie war den Spuren Livingstones bis zu den Victoriafällen gefolgt. Sie hatte in einem Zelt in der Kenia-Kolonie unter dem Gebrüll der Löwen geschlafen, hatte das einsame Grab von Rhodos in Matopos besucht und war im Herzen des dunklen Kontinents zwischen den Ruinen von Simbabwe gestanden, deren Alter auf über 4.000 Jahre geschätzt wird.

Im Laufe des Gesprächs holte Mrs. Chisholm eine Reihe von Schnappschüssen [Photos] hervor. Dort sah man sie inmitten der einheimischen Krals in Afrika, oder auf dem Kai in East London in Afrika, als das Schiff "Emden II" zufällig in diesem Hafen lag. Ein anderes Mal steht sie nahe eines Grenzschildes zwischen Kanada und den USA.

Moderne Piraterie

Eine Geschichte, die mir Mrs. Chisholm über eine Seereise im Indischen Ozean erzählte, interessierte mich besonders, weil diese Geschichte die Tatsache veranschaulichte, dass der Pirat aus alter Zeit nicht tot ist. Hier ist der Vorfall.

"Einmal musste ich mit einem kleinen Dampfer von Kalkutta nach Kobe übersetzen. In Kalkutta starben damals 400 Eingeborene pro Woche an den Pocken. Mitten auf dem Ozean begannen Chinesen und Inder eine Schlägerei, bei der sie nicht nur ihre Fäuste, sondern auch ihre Messer einsetzten. Drei Chinesen gingen über Bord. Ich war die einzige weiße Frau auf dem Schiff. Als wir Penang erreichten, wurden die Randalierer von Bord genommen und 30 indische Soldaten an Bord gebracht, um uns vor den Piraten zu schützen, die noch immer im Indischen Ozean umherstreifen."

"Eines Nachts kam ich an Deck, um nach frischer Luft zu schnappen. Wie üblich trug ich zum Schutz gegen den Wind einen weißen Schal um den Kopf."

Hier hielt Frau Chisholm inne und erzählte, dass zuvor ein chinesischer Spion verkleidet als chinesische "Frau mit einem Baby auf dem Arm" Passagier des kleinen Dampfers gewesen war. Diese "Frau" hatte stets ein weißes Tuch um den Kopf getragen. Auf See hatte die "Frau" einen Aufstand angezettelt und den Ersten Offizier mit einer Schusswaffe getötet, die in der Babykleidung versteckt gewesen sei.

"Sie können sich vorstellen, wie entsetzt ich war, als ich in der Dunkelheit auf die scharfe Spitze eines Bajonetts blickte. Ich schrie auf und der Soldat erkannte mich sofort. Demütig entschuligte er sich und es standen ihm Tränen in den Augen. Der arme Mann hatte mich mit einem ähnlich gekleideten Spion verwechselt, der bei einer anderen Gelegenheit für Unruhe gesorgt hatte."