Eine strenge religöse Erziehung


Es ist in jedem Falle ratsam, sich vor Augen zu führen, in welche Zeit der Säugling geboren wurde. Telephon, Radio und Fernsehen gab es nicht. Informationen wurden mündlich oder schriftlich, zum Beispiel in Briefen mitgeteilt. Es gab Kuriere und ein Telegraphenamt, man war im Rahmen der neuartigen Möglichkeiten tatsächlich sehr modern! Man informierte sich in kursierenden Schriften vielleicht und durch das Lesen der Zeitung natürlich. Die Fortbewegung fand entweder zu Fuß, mit dem Pferd, dem Schiff oder der Eisenbahn statt, denn Flugzeuge und auch Autos bahnten sich erst ihre Wege. Viele Länder werden damals noch von Königen regiert, die Industrialisierung geht damit einher, die Welt wird erkundet, eine Zeit voller Aufbruch zu unbekannten Ufern und mit Fragen, die nie zuvor gestellt worden waren – die Welt macht damals einen riesigen Sprung und die Elektrizität beginnt ihren globalen Siegeszug.

Quelle/Source: State Library Victoria
Quelle/Source: State Library Victoria

In einem langen Artikel namens „Rebuilding the Future: The Universal Science Group in Post-War Melbourne“ (Wiederaufbau der Zukunft: Die Gruppe der Universalen Wissenschaft im Nachkriegs-Melbourne) wird Murdo Bayne MacDonald von Chris Elmore in der Zeitschrift "The La Trobe Journal" Nr. 86 vom Dezember 2010 recht eloquent als „später Viktorianer“ bezeichnet, „als Erbe einer Epoche, die einen starken wissenschaftlichen Fortschritt hervorbrachte und eine große Debatte über den veränderten Status der etablierten Religion und des orthodoxen Glaubens aufkommen ließ.

Chris Elmore charakterisiert Murdo MacDonald-Bayne sehr korrekt als ein, „empfindsames und schwieriges Kind.” Elmore muss einiges an Material studiert haben, um zu dieser sehr treffenden Aussage gekommen zu sein. (Mehr: Externer Link zur State Library Victoria)

 

Unter den Werken von Murdo MacDonald-Bayne findet sich im dritten Band seines posthum veröffentlichten Buches „The Spring of Living Water“ (S. 59-60) diesen Sachverhalt erhellend die folgende Aussage:


Ich erkenne, wie ich erzogen wurde. Ich wuchs in einem sehr strengen religiösen Haushalt auf und musste jeden Sonntag einen Psalm lernen. Ich durfte nicht pfeifen. Der Abwasch wurde nicht gemacht. Sonntags wurde überhaupt nichts gemacht. Die Menschen lagen nur herum und lasen morgens und nachmittags in der Zeitung und so weiter. Wir gingen dreimal am Tag zur Kirche. Das ging so lange, bis es mich so krank machte, dass ich daran fast zugrunde ging. Ich verweigerte es, jeden Sonntag einen Psalm zu lernen. Ich verweigerte es, mein Pfeifen sonntags aufzugeben, weil ich dachte, dass mein Pfeifen am Sonntag ebenso gut wie mein Pfeifen am Montag war. Wenn ich Gott damit verletzte, dann war mir nicht klar, wie ich ihn durch mein Pfeifen verletzen konnte. Ich erkannte also die Albernheit der ganzen Sache und ich war damals erst ein Heranwachsender. Ich habe das auch meinen Eltern erzählt. Und als der Pfarrer kam und fragte, warum ich nicht zur Sonntagsschule kommen wollte, sagte ich ihm, dass ich ihm kein einziges Wort glauben würde. Nun, ich war ein Ausgestoßener.


In seinen Werken war auch das folgende Zitat aus seinem posthum veröffentlichten Buch „Developing Your Faith“ (S. 24, Bd. 2/3) zu finden, wo Murdo MacDonald-Bayne diesen Sachverhalt sogar noch literarisch verarbeitet und um einen delikaten Dialog ergänzt hat, der sich wie folgt eines Tages in der Kirche abgespielt haben soll:


Es war einmal ein kleiner Kerl, recht fortgeschritten für sein Alter. Seine Eltern zwangen ihn, zur Sonntagsschule zu gehen, was er verabscheute. Er hatte seinen Eltern bereits oft gesagt, dass er dem Pfarrer kein einziges Wort glaubte und dass der sich das alles ausdachte. Eines Sonntags schilderte der Pfarrer, dass der Teufel in einer bodenlosen Grube lebte, die mit Schwefel und Feuer gefüllt sei. Nach der Predigt fragte der Pfarrer, ob jemand eine Frage habe. Also hob der kleine Kerl seine Hand. Der Pfarrer war recht erfreut, dass wenigstens eine Frage gestellt würde und er fragte, „Nun, kleiner Mann, wie lautet deine Frage?“ Und der kleine Kerl antwortete, „Würden Sie uns bitte erklären, wie eine bodenlose Grube überhaupt mit irgendetwas gefüllt sein kann?“ Das machte den Pfarrer sprachlos und es war dem ‚kleinen Mann’ fortan eine Freude, nicht mehr in der Sonntagsschule willkommen zu sein.

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